Tafeln, Mülltaucher, Export von Hähnchenfleisch nach Afrika:
Eine zweite Chance für Lebensmittel?!

Baustein 3 (Sekundarstufe I, Klasse 7 – 8)

 

1. Einführung in das Thema

Einige überschüssige Lebensmittel in Industrie und Handel landen nicht im Müll (bzw. bleiben nicht lange dort), sondern bekommen eine zweite Chance doch noch gegessen zu werden:

Zum einen werden im Handel überschüssige genießbare Lebensmittel an gemeinnützige Organisationen wie die Tafeln gespendet und somit an sozial und wirtschaftlich benachteiligte Menschen verteilt.
Zum anderen werden die Abfallcontainer der Supermärkte von Mülltauchern nach Lebensmitteln durchsucht. Zum Teil ernähren sich diese Menschen aus persönlicher Überzeugung fast ausschließlich "aus der Tonne".
Eine andere Art der "zweiten Chance" ist der Export: Hähnchenfleisch aus Europa landet in Afrika. Aber nicht etwa als gut gemeinte Spende gegen den Hunger in afrikanischen Ländern. Vielmehr werden hier unbeliebte Hähnchenfleischteile direkt von der Produktion nach Afrika verkauft, weil in Europa überwiegend nur die Hähnchenbrust gegessen wird.

In diesem Baustein geht es zum einen darum über diese Themenbereiche zu informieren. Zum anderen sollen sich die Schülerinnen und Schüler aber auch selbst eine Meinung bilden, da alle drei Bereiche sowohl einen Lösungsversuch für ein Problem als auch eine Ursache für neue Probleme darstellen können.

Innerhalb dieses Bausteins werden die drei Bereiche zunächst einzeln behandelt. Die Tafeln werden durch eine Erkundung eines Tafelladens thematisiert. Das Thema "Mülltaucher" wird durch eine Internetrecherche erarbeitet und in einer Fishbowl-Diskussion vertieft. Der Hähnchenfleischexport nach Afrika wird mithilfe eines Films bearbeitet.
Abschließend sollen sich die Schüler und Schülerinnen in einem simulierten Volksentscheid für eine Lösung der mit den Themenbereichen verbundenen Problematiken entscheiden.

 

2. Allgemeine Hinweise zu den Materialien

Dieser Baustein besteht aus den drei Teilthemen Tafeln, Mülltaucher und Export von Hähnchenfleisch nach Afrika. Die Teilthemen können auch einzeln behandelt werden.


3. Mögliche Lehr- und Lernziele

Die Schülerinnen und Schüler sollen

  • wissen und erläutern, was die Arbeit der gemeinnützigen Organisation "die Tafeln" umfasst.

  • das Kulturphänomen der Mülltaucher darstellen und unter ökonomischen, ethischen, rechtlichen, sozialen und ökologischen Aspekten diskutieren.

  • erläutern und begründen, welche Auswirkungen der Hähnchenfleischkonsum bei uns auf Afrika hat.

  • exemplarisch Lösungsmöglichkeiten für die verschiedenen Probleme entwickeln und eine begründete Entscheidung treffen.

 

4. Fragestellungen

  • Welche Wege gibt es neben der Entsorgung von überschüssigen Lebensmitteln in Industrie und Handel?

  • Wie bewerte ich diese Wege?

  • Wie arbeiten die "die Tafeln"?

  • Weshalb suchen Mülltaucher im Abfall nach Lebensmittel?

  • Welche Auswirkungen hat es, dass die Hähnchenbrust so gern gegessen wird?

 

5. Material

  • Wahl, D. (2006): Lernumgebung erfolgreich gestalten. Vom trägen Wissen zum kompetenten Handeln, 2., erw. Aufl. Bad Heilbrunn

 

6. Hintergrundinformationen und weitere interessante Links, Literatur etc. für die Hand der Lehrperson

Mari, F.; Buntzel, R.(2007): Das globale Huhn. Hühnerbrust und Chicken Wings – Wer isst den Rest? 1. Auflage. Frankfurt am Main.

Paasch, A.; Germanwatch e.V. (Hrsg.) (2008): Verheerende Fluten – Politisch gemacht. EU-Handelspolitik verletzt Recht auf Nahrung in Ghana – Die Beispiele Hühnchen und Tomaten. Bonn.
als PDF abrufbar unter:
http://www.germanwatch.org/handel/tomahuhn.pdf

Goettle, G. (2009): Teltower Tisch – Kurzer Blick ins Abseits der Armut. In: Lorenz, Stephan (Hrsg.) (2010): TafelGesellschaft. Zum neuen Umgang mit Überfluss und Ausgrenzung. Bielefeld).

Schneider, F., Scherhaufer, S. (2009): Aufkommen und Verwertung ehemaliger Lebensmittel - am Beispiel Brot und Gebäck; Endbericht; Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend (bmwfj).
Abrufbar unter:
http://www.bmwfj.gv.at/Unternehmen/Documents/Studie_Verwertung ehemaliger Lebensmittel.pdf

Bundesverband Deutsche Tafel e.V.: Die Tafeln – eine der größten sozialen Bewegungen unserer Zeit. Berlin. URL: http://www.tafel.de/die-tafeln.html

Deutscher Caritasverband (2008): Eckpunkte des Deutschen Caritasverbandes zur Beteiligung an existenzunterstützenden Dienstleistungen in Form von Lebensmittelläden;
abrufbar unter:
http://www.caritas.de/cms/contents/caritasde/medien/
01122008eckpunkteleb2/241114_081201_eckpunkte_lebensmittellaeden.pdf

Advance Organizer
Abrufbar unter:
http://methodenpool.uni-koeln.de/organizer/kurzbeschreibung.html

 

7. Hintergrundinformationen und weitere interessante Links, Literatur etc. für die Schülerinnen und Schüler

Misch, O.; OPLAT Internetdienstleistungen (2010): Was heisst Dumpstern? Bonn.
abrufbar unter:
http://www.dumpstern.de/was-ist-dumpstern/

Wagner, V. (2009): Müll macht satt. Kiel.
abrufbar unter:
http://www.geozeit.uni-kiel.de/thema/ernaehrung/muell-macht-satt.html

Schick, S. (2011): Leben aus dem Müll. Saarbrücken.
abrufbar unter:
http://www.sr-online.de/nachrichten/1668/1178759.html

Gernert, J. (2010): Die Mülltaucher.
abrufbar unter:
http://www.tagesspiegel.de/zeitung/die-muelltaucher/819060.html

Dittrich, A. (2010): Sie retten das Genießbare: Die Mülltaucher von Jena.
abrufbar unter:
http://www.thueringer-allgemeine.de/web/zgt/leben/detail/-/specific/Sie-retten-das-Geniessbare-Die-Muelltaucher-von-Jena-1846896167

Bohrenfeld, S. (2011): Gefundenes Essen.
abrufbar unter:
http://www.lebensmittelpraxis.de/handel/management/3861-gefundenes-essen.html

Bundesverband Deutsche Tafel e.V. (o.J.): Die Tafeln – eine der größten sozialen Bewegungen unserer Zeit. Berlin.
abrufbar unter:
http://www.tafel.de/die-tafeln.html

Schultes, E. (2011): Das globale Huhn. Essen im Überfluss, aus der Sendung vom Donnerstag, 8.12.2011, 22.00 Uhr, SWR Fernsehen
abrufbar unter:
http://www.swr.de/odysso/-/id=1046894/nid=1046894/did=8803730/xr7tpe/index.html

 

Vorschläge für den Unterricht

Problematisierung

Eine zweite Chance für Lebensmittel

Methodentyp: Agenda (nach Wahl, D. (2006): Lernumgebung erfolgreich gestalten. Vom trägen Wissen zum kompetenten Handeln, 2., erw. Aufl. Bad Heilbrunn, S. 280.)

Ziele: Überblick über die Bausteineinheit geben

Inhalt: Übersicht über zeitlichen und inhaltlichen Verlauf der Bausteineinheit

Dauer: 5 Min.

Material: Tageslichtprojektorfolie, Tageslichtprojektor


Anleitung:

Die Lehrperson stellt mit Hilfe einer vorher vorbereiteten Folie am Tageslichtprojektor vor, wie der zeitliche und inhaltliche Verlauf der Einheit geplant ist. Diese Agenda wird in jeder Unterrichtseinheit erneut gezeigt, um Vorbereitungen abzuklären und mögliche Änderungen zu besprechen. Auch von Schülerseite können Änderungswünsche eingebracht werden.

Eine mögliche Agenda könnte so aussehen:

Datum

Uhrzeit

Thema

Was muss mitgebracht/ vorbereitet/ beachtet werden?

22.02.

8.15 – 9.00 Uhr

Tafelladen Interview vorbereiten

 

25.02.

10.00 – 11.00 Uhr

Besuch des Tafelladens

Block, Stift; Fragenkatalog;
Treffpunkt um 11 Uhr vor dem Schulgebäude

...

...

...

Schere, Kleber

...

...

...

...

01.03.

8.15 – 9.00 Uhr

Mülltaucher Internetrecherche

Block, Stifte;
Treffpunkt 8.15 Uhr Computerraum

...

...

...

...

02.03.

...

Export von Hähnchenfleisch nach Afrika

...

...

...

...

...

...

...

Volksentscheid

 


Anmerkungen:

Diese kurze Sequenz ist als Einstieg gedacht. Da es, wenn Erkundungen außer Haus stattfinden, besonders wichtig ist, rechtzeitig über diese zu informieren, sollten die Schülerinnen und Schüler auch zu Beginn die Möglichkeit haben, dies vorab zu erfahren und sich entsprechend darauf einzustellen. Die Agenda kann entweder nur für diesen Baustein verwendet werden oder durch ein mehrere Modulbausteine umfassendes Projekt zum Thema Lebensmittelverschwendung führen.


Alternative:

Die Agenda kann auch durch einen Advance Organizer ersetzt werden (nach Wahl, D. (2006): Lernumgebung erfolgreich gestalten. Vom trägen Wissen zum kompetenten Handeln, 2., erw. Aufl. Bad Heilbrunn, S. 279). Diesen Advance Organizer können ältere Schülerinnen und Schüler auch selbst erstellen oder aber im Laufe des Unterrichts entwickeln.

 

Umsetzung

Die Tafeln – Verbindung von Lebensmittelmüllvermeidung und Gemeinwohl

Methodentyp: Erkundung/Interview; Ergebniswand

Ziele: Besuch eines Tafelladens

Inhalt: Die Arbeit der gemeinnützigen Organisation "die Tafeln"

Dauer: 45 Min. Vorbereitung, 45 Min. Erkundung (ohne An-/Abreise), 60 Min. Nachbereitung

Material:

Für die Vorbereitung: Infotext "Die Tafeln – eine der größten sozialen Bewegungen unserer Zeit" (sie Text unten) , Folienstifte, Folienstreifen, Tageslichtprojektor.
Für die Erkundung: Fragenkatalog, Block, Stifte.
Ffür die Nachbereitung: Plakatpapier, Schere, Kleber.


Anleitung:
Der Einstieg in das Teilthema kann durch eine Armutsstatistik erfolgen.

Abb. 1 Armutsgefährdungsquote in Deutschland

Armutsgefährdungsquote

Die Bundeszentrale für politische Bildung bietet dazu sowohl entsprechende Grafiken als auch zusätzliche Textinformationen, die für Schülerinnen und Schüler genutzt werden können, siehe:
http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/europa/70625/armutsgefaehrdungsquoten

Die Schüler und Schülerinnen lesen zunächst den Infotext "die Tafeln". Anschließend werden in Kleingruppenarbeit mindestens 3 Fragen je Kleingruppe gesucht, die für die Schüler über den Text hinaus interessant sind. Wichtig ist hierbei den Schülerinnen schon zu Beginn mitzuteilen, dass dies Fragen sein sollten, die nicht bereits durch den Text beantwortet werden und die bei der Erkundung an die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Tafeln gerichtet werden können. Die Kleingruppen notieren jede Frage auf einem Folienstreifen für den Tageslichtprojektor.

Anschließend wird mithilfe dieser Fragen im Plenum ein Fragenkatalog für das Interview erstellt. Hierzu werden die Folienstreifen am Tageslichtprojektor untereinander aufgelegt und eine Auswahl getroffen bzw. ergänzt.
Da die Schülerinnen bei der Erkundung die schriftlich formulierten Fragen zur Sicherheit dabei haben sollten, sollten sie die Fragen mitschreiben. Stattdessen kann auch ein/e Schüler/in die Fragen mitschreiben und alle erhalten eine Kopie des Mitschriebs.

Ein Fragenkatalog könnte so aussehen:

  1. Welche Lebensmittel werden angeboten?
  2. Wie viele Lebensmittel werden täglich ausgegeben?
  3. Was kostet ein Laib Brot/ein Joghurt/...?
  4. Wie viele Lebensmittel landen auch hier noch auf dem Müll?
  5. Wie sind die Öffnungszeiten für diesen Tafelladen?
  6. Wie viele Menschen kommen täglich?
  7. Wie lange gibt es diesen Tafelladen schon?
  8. Warum haben Sie sich entschieden, hier ehrenamtlich zu arbeiten?
  9. ...

Die Erkundung sollte mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Tafelladens abgesprochen werden. Eventuell sollte der Besuch außerhalb der Öffnungszeiten stattfinden, um den Betrieb nicht zu stören. Wünschenswert wäre aber auch, dass die Schülerinnen und Schüler auch die Lebensmittel sehen können, die verteilt werden. Während der Erkundung sollten die Schüler und Schülerinnen mitschreiben, was sie erfahren.

In der Nachbereitung wird eine Ergebniswand erstellt. Hier wird sowohl festgehalten, was die Lerngruppe bei der Erkundung erfahren hat, als auch was sie über den Infotext bzw. über weitere Recherchen auf der Website der Tafeln weiß.
Die Ergebniswand kann auch im Schulhaus oder Klassenzimmer platziert werden um andere Klassen, das Kollegium oder die Eltern zu informieren.


Anmerkungen:
Bei diesem Themenbereich ist eine Kooperation mit dem Fach Religion möglich. Außerdem kann das Thema auch durchaus kritisch betrachtet und kontrovers diskutiert werden. Hinweise hierzu liefert z. B. der Deutsche Caritasverband mit seinem Eckpunktepapier, das als Kontrast zum Informationstext der Tafeln herangezogen werden kann
(vgl. Deutscher Caritasverband (2008): Eckpunkte des Deutschen Caritasverbandes zur Beteiligung an existenzunterstützenden Dienstleistungen in Form von Lebensmittelläden).


Alternative:

Sollte eine Erkundung nicht möglich sein, können die Informationen auch über die Internetpräsenz der Tafeln oder das Einladen eines Tafelmitarbeiters bzw. einer Tafelmitarbeiterin in die Schule eingeholt werden.

 

Die Tafeln – eine der größten sozialen Bewegungen unserer Zeit

In Deutschland werden täglich viele Tonnen Lebensmittel vernichtet, obwohl sie noch verzehrfähig sind. Gleichzeitig gibt es auch hierzulande Millionen Menschen, die nicht ausreichend zu essen haben.
Die Tafeln schaffen eine Brücke zwischen Überfluss und Mangel: Sie sammeln qualitativ einwandfreie Lebensmittel, die sonst im Müll landen würden, und verteilen diese an sozial und wirtschaftlich Benachteiligte – kostenlos oder zu einem symbolischen Betrag.
Derzeit gibt es über 880 Tafeln in Deutschland. Alle sind gemeinnützige Organisationen. Bundesweit versorgen sie regelmäßig über eine Million bedürftige Personen mit Lebensmitteln – ein Viertel davon Kinder und Jugendliche.
Bedürftig sind für die Tafeln alle Menschen, die nur über wenig Geld im Monat verfügen können, z.B. weil sie eine kleine Rente haben, Arbeitslosengeld I oder II, Sozialhilfe oder Grundsicherung beziehen. Damit die Hilfe auch da ankommt, wo sie am dringendsten benötigt wird, lassen sich die Tafeln die Bedürftigkeit ihrer Kunden durch offizielle Dokumente nachweisen. Grundsätzlich gilt jedoch: Die Tafeln helfen allen Menschen, die der Hilfe bedürfen.

Der Großteil der Tafeln reicht die gespendeten Lebensmittel mit festen Tafel-Läden bzw. Ausgabestellen an die Bedürftigen weiter. Einige bieten auch warme Mahlzeiten an oder beliefern soziale Einrichtungen, die Mahlzeiten zubereiten. Viele lokale Tafeln bieten mehrere Arten der Unterstützung an, zugeschnitten auf den Bedarf vor Ort.

Die Tafeln finanzieren sich durch Spenden. Bundesweit setzen sich zahlreiche Unternehmen für die Tafeln ein. Nach dem Motto "Jeder gibt, was er kann" geben die einen Lebensmittel oder Reifengutscheine, die anderen reparieren kostenlos Tafel-Fahrzeuge oder gestalten Werbeanzeigen – vom örtlichen Einzelhandel bis zum international agierenden Konzern.
Zusätzlich engagieren sich rund 50.000 Menschen in Deutschland ehrenamtlich und spenden ihre Freizeit und ihr Know-how: als Helfer vor Ort, Fahrer, Berater oder Dienstleister. Ein paar Stunden am Tag, in der Woche oder im Monat, so wie es die persönlichen Möglichkeiten zulassen.

Quelle:
Bundesverband Deutsche Tafel e.V.: Die Tafeln – eine der größten sozialen Bewegungen unserer Zeit. Berlin. URL: http://www.tafel.de/die-tafeln.html

 

Problematisierung

Mülltaucher – Was ist das?

Methodentyp: Filmsequenz, Internetrecherche

Ziele: Wissen aneignen über "Mülltaucher" bzw. das "Containern"

Inhalt: "Mülltaucher" bzw. "Containern"

Dauer: 45 Min.

Material: Filmsequenz, Recherchebogen, Internetzugang und Beamer


Anleitung:
Als Einstieg in den Teilbereich "Mülltaucher" kann ein Ausschnitt (6.05 Min. bis 8.00 Min.) aus der Sendung "Essen im Eimer: Die große Lebensmittelverschwendung" gezeigt werden.

Danach bearbeitet die Klasse den Recherchebogen mithilfe der angegebenen Internetseiten in Einzel- bzw. Partnerarbeit. Es ist zu empfehlen die Links (siehe Text unten) in digitaler Version zur Verfügung zu stellen. Somit können die Schüler und Schülerinnen durch Anklicken oder mit der Copy & Paste-Funktion auf die jeweiligen Websites gelangen und müssen die URL nicht zeitaufwändig abtippen.
Im Anschluss an die Internetrecherche werden die Ergebnisse im Plenum besprochen.


Anmerkungen:

Die Klasse sollte Erfahrungen im Umgang mit Internetrecherchen haben.


Alternative:

Sollte kein Internetzugang zur Verfügung stehen, können einzelne Artikel auch ausgedruckt und kopiert werden.

Recherchebogen Mülltaucher

Informiere dich auf den angegebenen Internetseiten über Mülltaucher und beantworte hierzu folgende Aufgaben:

  1. Beschreibe in zwei bis drei Sätzen, was Mülltaucher sind und was sie tun.

  2. Wie werden Mülltaucher noch genannt?

  3. Wie wird das, was sie tun, noch genannt?

  4. "Mülltaucher holen sich das Essen aus dem Müll, weil sie zu arm sind, um sich etwas zu kaufen." Nimm dazu kritisch Stellung.

  5. Wie reagieren Supermarktbetreiber auf die steigende Zahl von Mülltauchern? Beschreibe und begründe.

  6. Was ist deine Meinung zu dem Thema? Nimm kritisch Stellung dazu.

 

 

Umsetzung

Containern – Illegal und trotzdem gut?

Methodentyp: Fishbowl-Diskussion

Ziele: Auseinandersetzung mit dem Kulturphänomen Mülltaucher unter ökonomischen, ethischen, rechtlichen, sozialen und ökologischen Aspekten; Hineinversetzen in unterschiedliche Perspektiven

Inhalt: Containern/Mülltaucher/Dumpstern aus der Perspektive der Mülltaucher und der Supermarktbetreiber

Dauer: 30 – 45 Min.

Material: Karteikarten, Impulskarte (siehe unten)


Anleitung:

Die Schüler und Schülerinnen notieren sich zunächst in Einzelarbeit auf einer Karteikarte jeweils mindestens drei Argumente, die aus Sicht der Mülltaucher für das Containern sprechen und mindestens drei Argumente die aus Sicht der Supermarktbetreiber gegen das Containern sprechen.

Danach wird diskutiert:
Die Klasse bildet einen großen Stuhlkreis. In der Mitte des Stuhlkreises befindet sich ein weiterer kleinerer Stuhlkreis, der aus sechs Stühlen besteht. Auf einem sitzt die/der Moderator/in. Auf zwei Stühlen zwei Personen, welche die Meinung der Mülltaucher vertreten und auf zwei Stühlen zwei Personen, welche die Meinung der Supermarktbetreiber vertreten. Der sechste Stuhl ist frei.
Die/der Moderator/in stellt die erste Frage der Impulskarte und erteilt das Wort an eine der vier in der Mitte sitzenden Personen. Während die vier Personen nacheinander ihre Argumente vorbringen, haben die im äußeren Stuhlkreis sitzenden Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit sich auf den freien Stuhl zu setzen, um selbst Argumente einzubringen. Wird der sechste Stuhl besetzt, muss dafür ein anderer Schüler den inneren Stuhlkreis verlassen, sodass immer ein Stuhl frei bleibt.
Aufgabe des Moderators ist es auch, dafür zu sorgen, dass immer zwei Schülerinnen mit der Mülltaucherperspektive und zwei Schüler mit der Supermarktbetreiberperspektive im inneren Stuhlkreis sitzen.
Beispiel: Wenn der neu hinzugekommene Schüler die Mülltaucherperspektive vertritt, muss der Moderator einen der zwei anderen Schüler mit der Mülltaucherperspektive zu seinem Platz im äußeren Stuhlkreis zurückschicken.
Im Laufe der Diskussion streut die Moderatorin weitere Fragen von der Impulskarte ein.

Die während der Diskussion gefallenen Argumente können im Anschluss nochmals als Tafelbild festgehalten werden:

Pro Mülltaucher

Contra Mülltaucher

vermindert Lebensmittelmüllberge

in Deutschland illegal

...

...

 

 

 

 


Anmerkungen:
Die Vorgabe, dass immer jeweils beide Parteien mit je zwei Personen vertreten sein müssen, ist deshalb sinnvoll, weil die Diskussion ohne Gegenpartei ins Stocken geraten kann und die Schülerinnen und Schüler auch angeregt werden sollen, über beide Perspektiven nachzudenken.
Die Moderation kann sowohl von Schülerinnen und Schülern als auch von der Lehrperson übernommen werden.


Alternative:
Die Diskussion kann auch als Fernsehshow dargestellt werden.
Eine Pro- und Kontradebatte oder eine Strukturierte Kontroverse (nach Wahl, D. (2006): Lernumgebung erfolgreich gestalten. Vom trägen Wissen zum kompetenten Handeln, 2., erw. Aufl. Bad Heilbrunn, S. 308.) wären an dieser Stelle ebenfalls möglich.

 

Impulskarte

  1. Ist es in Ordnung, wenn man sich Lebensmittel aus dem Mülleimer der Supermärkte nimmt?

  2. Macht es für die Supermärkte einen Unterschied, ob die Lebensmittel im Container bleiben oder ob sie aus dem Müll wieder rausgenommen werden?

  3. Hat es Auswirkungen auf die Umwelt, wenn die Lebensmittel aus dem Mülleimer der Supermärkte genommen werden?

  4. Hat es Auswirkungen auf die Preise im Supermarkt, wenn die Lebensmittel aus dem Mülleimer der Supermärkte genommen werden?

  5. Ist es in Ordnung, wenn die Supermärkte die Lebensmittel absichtlich mit Chemikalien oder Glasscherben verschmutzen?

  6. Sollte Containern legal werden?

 

Problematisierung

Hähnchenfleisch – Der "Rest" landet in Afrika

Methodentyp: Film, Diskussion

Ziele: Sensibilisieren für die Auswirkungen des Hähnchenfleischkonsums auf Afrika

Inhalt: Export der unerwünschten Hähnchenfleischbestandteile nach Afrika und dessen Auswirkungen für die afrikanische Bevölkerung

Dauer: 60 Min.

Material: Menükarte, Arbeitsauftrag, Film "Hühnerwahnsinn" (Faraggi, M. (2007): Hühnerwahnsinn – Wie Europas Exporte Afrika schaden. Dokumentarfilm, 28 Min., DVD.


Anleitung:
Als Einstieg in das Teilthema kann die fiktive Menükarte eines afrikanischen Festtagsessens verwendet werden, um ins Gespräch darüber zu kommen, welche Teile des Hähnchens in Deutschland gegessen werden und welche nicht.

Die Schülerinnen und Schüler lesen sich vor Beginn des Films den Arbeitsauftrag genau durch.
Während des Films sollen die Fragen mit stichpunktartigen Notizen beantwortet werden. Nach dem Film sollte noch ein paar Minuten Zeit gegeben werden, um die Aufschriebe zu vervollständigen.

Im Anschluss an den Film kann durch ein kurzes "Blitzlicht" ermöglicht werden, dass alle einen kurzen Eindruck loswerden können. Hierbei wird eine Impulsfrage gestellt, die von allen Schülern und Schülerinnen der Reihe nach mit maximal einem Satz oder einem Wort beantwortet wird. Wichtig hierbei ist, dass diese Äußerungen nicht kommentiert werden.

Mögliche Impulsfragen könnten hierbei sein:

Was hat dich bei diesem Film am meisten beeindruckt (positiv oder negativ)?
Wie fühlst du dich nach Schauen des Films?
Was war neu für dich?
Was war ein alter Hut für dich?

Diese Sequenz ist bei diesem Film besonders wichtig, da er bei den Schülerinnen und Schülern Emotionen wie Ekel hervorrufen kann. Somit können sie diese Emotionen zunächst "los werden", bevor konkrete inhaltliche Aspekte bearbeitet werden.

Danach werden die einzelnen Fragen im Plenum besprochen. Frage 4 mündet hierbei in eine Diskussion, in die sich die Schüler und Schülerinnen mit ihrer eigenen Meinung einbringen können.


Anmerkungen:
Im Film werden hauptsächlich die negativen Auswirkungen für die afrikanische Bevölkerung aufgezeigt. Deshalb ist es wichtig, die Jugendlichen besonders durch die Frage 4 und die anschließende Diskussion auch für Alternativen und Lösungsmöglichkeiten zu sensibilisieren. Denn wenn kein Hähnchenfleisch mehr nach Afrika exportiert wird, stellt sich die Frage, wo soll es stattdessen hin? Auf den Müll? Auf meinen eigenen Teller?


Alternative:
Wenn der Film nicht verfügbar ist, kann stattdessen mit einem Text gearbeitet werden. Zum Beispiel:
Schultes, E. (2011): Das globale Huhn. Essen im Überfluss,
aus der Sendung vom Donnerstag, 8.12.2011, 22.00 Uhr, SWR Fernsehen
abrufbar unter:
http://www.swr.de/odysso/-/id=1046894/nid=1046894/did=8803730/xr7tpe/index.html

 

Menükarte aus Afrika

 

Festtagsessen:

Vorspeise:
Hühnersuppe aus Hühnermägen

Hauptspeise:
Hühnerhälse mit Süßkartoffeln

Dessert:
Papayakompott

 

Hühnerwahnsinn – Wie Europas Exporte Afrika schaden

Arbeitsauftrag zum Film:

1. Beschreibe, welchen Weg das Hähnchenfleisch vom Erzeuger in Europa bis auf den Teller einer afrikanischen Familie zurücklegt.

 

 

 

 

2. Welche Auswirkungen hat der Hähnchenfleischexport für die Menschen in Afrika?

 

 

 

 

3. Begründe, weshalb die Tiefkühlung ein Problem für Afrika darstellt.

 

 

 

 

4. Nimm selbst Stellung: Was sollte deiner Meinung nach mit den Hähnchenteilen passieren?

 

 

 

 

 

Umsetzung

Volksentscheid – Wie sollen die Probleme gelöst werden?

Methodentyp: Wahlkampfrede; Punktabfrage

Ziele: Wiederholen und festigen der behandelten Inhalte; Sensibilisieren für die Schwierigkeit, eine für alle gerechte (politische) Entscheidung zu treffen

Inhalt: Fiktiver Volksentscheid zum Thema Export von Lebensmitteln nach Afrika, Mülltaucher, Tafelläden

Dauer: 90 Min.

Material: Rollenkarten, Plakate, Stifte, Klebepunkte


Anleitung:

In einem Volksentscheid sollen die Schülerinnen und Schüler über drei Fragestellungen abstimmen:

  • Soll der Einzelhandel verpflichtet werden, überschüssige Lebensmittel an die Tafeln zu spenden?
  • Soll das Containern legalisiert werden?
  • Soll der Export von Tiefkühlhähnchen nach Afrika verboten werden?

Zunächst wird jedoch der Wahlkampf für den Volksentscheid geführt:
Die Klasse wird in sechs Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe erhält eine Rollenkarte (ausdrucken, zerschneiden, laminieren) und sammelt Argumente für diese Rolle, die für eine Wahlkampfrede verwendet werden können. Jeweils eine Person je Gruppe hält später die Wahlkampfrede.


Fall 1: Soll der Einzelhandel verpflichtet werden, überschüssige Lebensmittel an die Tafeln zu spenden?

Die Wahlkampfreden der beiden Parteien werden vorgetragen (Bürgerinnen, Tafel-Mitarbeiter). Im Anschluss wird darüber in der Klasse diskutiert. Hierbei können sowohl weitere Argumente für oder gegen die Zwangsverpflichtung des Einzelhandels gesucht werden, als auch Alternativen gesammelt werden, wie das Problem auch ohne die Zwangsverpflichtung gelöst werden könnte.
Im Anschluss wird ein großer Wahlzettel in Plakatgröße erstellt, der folgendermaßen aussehen kann:

Abstimmung:
Soll der Einzelhandel verpflichtet werden, überschüssige Lebensmittel an die Tafeln zu spenden?

  1. Ja
  2. Nein
  3. Alternative: Nur große Einzelhandelsketten sollten verpflichtet werden.
  4. ...

Fall 2: Soll das Containern legalisiert werden?

Auch hier werden zunächst die beiden Wahlkampfreden (Mülltaucher, Supermarktbetreiber) vorgestellt und darüber diskutiert.
Ein möglicher Wahlzettel könnte so aussehen:

Abstimmung:
Soll das Containern legalisiert werden?

  1. Ja
  2. Nein
  3. Alternative: Die Supermärkte sollten ihre Lebensmittel an die Tafeln spenden.
  4. ...

Fall 3: Soll der Export von Tiefkühlhähnchen nach Afrika verboten werden?

Nach den beiden Wahlkampfreden (Hühnerzüchter in Afrika, deutscher Staatsbürger) mit anschließender Diskussion und Alternativensuche erfolgt ebenfalls die Erstellung eines Wahlzettels:

Abstimmung:
Soll der Export von Tiefkühlhähnchen nach Afrika verboten werden?

  1. Ja
  2. Nein
  3. Alternative: In Deutschland sollte insgesamt weniger Fleisch gegessen werden, damit die Menge der "Reste" geringer wird.
  4. Alternative: Die Hähnchenreste sollten an Tiere verfüttert werden.
  5. Alternative: Nur eine bestimmte Menge an Hähnchenfleisch darf nach Afrika exportiert werden.
  6. ...

Im Anschluss erfolgt die Abstimmung per Punktabfrage: Jede Schülerin bzw. jeder Schüler erhält einen Klebepunkt je Abstimmungsfrage und klebt diesen zu der ihrer Meinung nach besten Antwort.

Das Ergebnis wird von der Klasse interpretiert. Außerdem können die Wahlkampfparteien abschließend nochmals zu Wort kommen und sich äußern, ob sie mit der Entscheidung zufrieden sind.


Anmerkungen:
Die Punktabfrage ermöglicht mit wenig Aufwand optisch eine Entscheidung schnell sichtbar zu machen. Außerdem fühlen die Schülerinnen und Schüler geschützt: weil alle mit dem Zuordnen der Klebepunkte beschäftigt sind, wird nicht so sehr darauf geachtet, wer sich wofür entscheidet. Noch mehr Anonymität kann geboten werden, wenn die Wahlplakate verdeckt aufgehängt werden.
Ein Nachteil ist jedoch, dass sich ein Mitläufer-Effekt entwickeln kann, wenn Schüler sich für die Antwort entscheiden, bei der bereits die meisten Punkte kleben. Deshalb kann die Abstimmung auch aufwändiger mit Wahlzetteln in geheimer Wahl erfolgen.
Generell ist eine Kooperation mit dem Fachbereich Politik möglich.


Alternative:
Die Erstellung der Wahlzettel kann auch in arbeitsteiliger Gruppenarbeit vorbereitet werden. Außerdem ist es möglich, nur eine der drei Abstimmungen durchzuführen bzw. die Abstimmung über das jeweilige Teilthema direkt am Anschluss an den behandelten Themenbereich zu setzen.

 

Rollenkarten für den Wahlkampf

Fall 1: Bürger/ Bürgerin
Du kaufst häufig im Supermarkt ein. Du findest es unfair, dass so viele Menschen in den Tafelläden kostenlos Lebensmittel erhalten. Du glaubst, dass gar nicht alle Tafelkunden bedürftig sind und sie niemals lernen mit Geld umzugehen, wenn sie das Essen kostenlos bekommen.
Wenn der Einzelhandel verpflichtet wäre, die übrigen Lebensmittel an die Tafeln zu spenden, würden auch immer mehr Menschen diese kostenlosen Lebensmittel erhalten, die gar nicht bedürftig sind. Deshalb findest du, dass jeder Supermarkt/jede Bäckerei/... selbst entscheiden sollte, ob er/sie die Lebensmittel weitergibt.

Fall 1: Tafel-Mitarbeiter/-in
Du arbeitest ehrenamtlich in einem Tafelladen. Du hast bisher sehr viele gute Erfahrungen mit den Tafelläden gemacht. Die Zahl der Kunden steigt jedoch in letzter Zeit rapide an. Die freiwilligen Lebensmittelspenden vom Einzelhandel reichen langsam nicht mehr aus.
Du bist dafür, dass der Einzelhandel dazu verpflichtet wird, überschüssige Lebensmittel an die Tafeln zu spenden.

Fall 2: Mülltaucher/-in
Du bist Mülltaucher, weil du dich damit für die Umwelt einsetzen möchtest. Du bist dafür, dass das Containern in Deutschland legal wird.

Fall 2: Supermarktbetreiber/-in
Du hast immer wieder Ärger mit Mülltauchern, die Lebensmittel aus deinen Abfallcontainern holen. Du bist dagegen, dass das Containern in Deutschland legal wird.

Fall 3: Hühnerzüchter/-in in Afrika
Du besitzt einen kleinen Hühnerzuchtbetrieb in Afrika. Viele deiner Kollegen mussten schon ihren Betrieb aufgeben, weil die Menschen in Afrika lieber das billige Tiefkühlhähnchenfleisch aus Europa kaufen, obwohl sie davon krank werden. Du bist dafür, dass die Tiefkühlhähnchenfleisch-Exporte von Europa nach Afrika verboten werden.

Fall 3: Deutscher Staatsbürger/-in
Du möchtest weder Hühnerhälse noch Hühnerinnereien essen. Weil dir aber die Umwelt wichtig ist, möchtest du aber auch nicht, dass alle diese Hühnerteile auf dem Abfall landen. Du bist dagegen, dass die Hähnchenexporte nach Afrika verboten werden.

[Stand: 26.10.2013]